Mittwoch, 21. Dezember 2011

EZB

EZB leiht Banken fast 500 Milliarden Euro Billiges Geld gegen die Furcht

Fast eine halbe Billion Euro haben sich Europas Banken bei der EZB geliehen. Doch die Erleichterung an den Börsen über die Notfallmaßnahme währte nur kurz. Die Milliardenspritze hilft vorerst nicht gegen das Misstrauen der Geldhäuser untereinander. Und es ist unklar, wofür die Banken das frische Geld nun einsetzen könnten.

Es ist ein Rekord. Kredite im Wert von 489,2 Milliarden Euro haben europäische Banken am Mittwoch bei der EZB abgerufen. Immerhin 523 Banken nahmen das Angebot der Notenbank an, sich für einen Zeitraum von drei Jahren mit frischem Geld einzudecken - und das zu einem Niedrigzinssatz von derzeit ein Prozent. Das Signal, das die EZB mit diesem Schritt setzen will: Die Finanzierung der europäischen Banken ist gesichert.
EZB leiht Banken fast 500 Milliarden Euro Gewaltige Nachfrage: Fast eine halbe Billion Euro frisches Geld leihen sich Europas Banken bei der EZB. (© dpa)
Doch die Märkte atmeten nur kurz auf: Dax und EuroStoxx50 legten zwar unmittelbar nach der EZB-Mitteilung kräftig zu, halbierten dann aber ihre anfänglichen Kursgewinne. Am Nachmittag notierte der Dax dann wieder leicht im Minus. Der Euro, der zunächst Kurs auf die Marke von 1,32 Dollar genommen hatte, verbilligte sich auf 1,3083 Dollar. Die Renditen der zehnjährigen italienischen und spanischen Anleihen zogen wieder an.
"Es ist schwer, die hohe Nachfrage als etwas Positives zu sehen", sagte Analyst Michael Hewson von CMC Markets. "Die große Summe zeigt letztlich nur, wie groß die Verspannungen am Interbankenmarkt sind. Die Kernfrage ist nun, wie viel Geld tatsächlich seinen Weg in die Wirtschaft findet."

Die Rekord-Finanzspritze soll eine Kreditklemme verhindern. Die Banken leihen sich derzeit aus Angst vor Risiken in den Bilanzen kaum mehr gegenseitig Geld. Und der Markt für neue Bankanleihen, mit denen die Häuser Fremdkapital aufnehmen könnten, ist fast ausgetrocknet. Experten befürchteten daher, dass die Banken die Kreditversorgung der Unternehmen drastisch einschränken - mit fatalen Folgen für deren Handlungsfähigkeit. Außerdem könnten einzelne Banken in existenzbedrohende Schieflagen geraten. Weil sich die Banken nun zu atraktiven Konditionen direkt bei der EZB Geld leihen können, sind sie vorerst nicht mehr auf das Vertrauen ihrer Branchen-Partner angewiesen.

Aber lässt sich so das Problem tatsächlich lösen? Der Bundesverband deutscher Banken begrüßte die Hilfen der EZB. "All das sind wichtige und richtige Schritte, um der Gefahr einer Kreditklemme im Euro-Raum zu begegnen", sagte Hauptgeschäftsführer Michael Kemmer. Trotzdem seien es lediglich "Notmaßnahmen". Entscheidend sei, dass auch das Vertrauen der Geldhäuser untereinander zurückkehre. Analyst Joshua Raymond vom Handelshaus City Index argumentiert ähnlich: Die EZB-Mittel würden den Banken helfen, ihre Bilanzen aufzupolieren. "Aber die Frage ist doch, warum sie so viel Geld brauchen."

EZB leiht Banken fast 500 Milliarden Euro Warum brauchen die Banken so viel Geld?

21.12.2011, 14:52 2011-12-21 14:52:16
Für den 29. Februar 2012 ist eine zweite, vergleichbare Finanzierungsrunde geplant. Die Banken hätten dann also noch einmal die Chance, sich mit Geld zu versorgen, sollte der Interbankenmarkt bis dahin nicht wieder angesprungen sein.
Zunächst einmal müssen die 523 Banken, die nun bei der EZB zugegriffen haben, aber darlegen, was sie mit den Milliarden eigentlich tun. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hatte kürzlich bereits die Hoffnung geäußert, die klammen Staaten in der Euro-Zone könnten sich nun wieder an ihre Geldinstitute wenden, um frische Mittel aufzunehmen. Auch Analysten hatten zuletzt die Hoffnung geäußert, die Kreditinstitute könnten wieder engagierter Staatsanleihen krisengeschüttelter Euro-Staaten kaufen.
Für sie wäre das durchaus lukrativ, denn während sie für die EZB-Milliarden nur einen sehr niedrigen Zinssatz bezahlen müssen, bekommen sie bei Staatsanleihen von Staaten wie Italien oder Spanien deutlich höhere Renditen.

Das allerdings wäre nach Ansicht vieler Experten eine indirekte Staatsfinanzierung durch die Notenbank. Der EZB selbst ist die direkte Staatsfinanzierung verboten, deshalb kann sie keine neuen Anleihen kaufen, sondern nur die bereits in Umlauf befindlichen und dies auch nur in begrenztem Umfang. Selbst diese Strategie ist innerhalb der Zentralbank umstritten. Sollten Banken nun in großem Stil bei Staatsanleihen von Krisenländern zugreifen, würden genau jene Abhängigkeiten verstärkt, die zu den Ursachen der bisherigen Krise geführt hätten, so die Kritik.
Bill Gross, Gründer der Investmentgesellschaft Pimco, die den weltgrößten Anleihefonds verwaltet, sprach gar von einem "Hütchenspiel". Auch für den US-Ökonomen Tyler Cowen sind solche Geschäfte nichts weiter als ein verkappter Transfer von Steuergeld Richtung Finanzsektor.
EZB-Präsident Mario Draghi betonte daher, die Banken entschieden selbst, was sie mit den frischen Mitteln machen. Eine Erwartung sei, dass sie mit dem Geld die Realwirtschaft finanzierten, sagte Draghi der Financial Times. Ob sie dieser Bitte folgen, ist offen.

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